Pierre Boulez komponierte keine Werke, sondern Netzwerke. «Für mich ist eine musikalische Idee wie ein Samenkorn: Man pflanzt es in eine bestimmte Erde und plötzlich vermehrt es sich wie Unkraut», erklärte er einmal. Wenn Boulez in Dérive 1 ein feines Gewebe aus zarten Trillern, zitternden Tremoli und glitzernden Arpeggien knüpft, dann greift er auf dieselbe Sechstonfolge zurück, die auch zwei anderen Partituren zugrunde liegt: Messagesquisse und Répons. Aus Anlass von Boulez’ 100. Geburtstag spannen wir diese Fäden weiter, bis in die Gegenwart: Vier Komponist*innen schreiben neue Werke für Ensemble und erweisen dem Jubilar dabei ihre Reverenz. Die fünfte Uraufführung des Konzerts stammt von composer-in-residence Marco Stroppa, der am Pariser IRCAM eng mit Boulez zusammengearbeitet hat. Stroppa konfrontiert das Akkordeon mit einem «elektroakustischen Totem»: einem Turm aus Lautsprechern, der dem sonst so ungreifbaren elektronischen Sound eine fast schon menschliche Präsenz verleiht.
Der Luzerner Saal ist zentral gelegen, eingerahmt von zwei Wasserkanälen, inmitten eindrücklicher Architektur mit dem lichtdurchfluteten Foyer, welches direkt zum Europaplatz führt. Er zeichnet sich durch seine Multifunktionalität aus. Verstärkte Konzerte stehen hier oft auf dem Programm und bieten über 2000 Personen beste Unterhaltung.