Einen weiten Bogen über fast 900 Jahre Musikgeschichte schlägt «artiste étoile» Tabea Zimmermann in ihrem exquisiten Soloprogramm, das sie gemeinsam mit Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra gestaltet. Alles beginnt mit gregorianischen Gesängen der mittelalterlichen Äbtissin Hildegard von Bingen: Gotteslob in reiner, lichter Intonation. Der Glaube prägt auch das Schaffen von Sofia Gubaidulina, die in ihrem Garten von Freuden und Traurigkeiten auf die asiatische Spiritualität Bezug nimmt. «Wann ist es wirklich aus? Was ist das wahre Ende?», heisst es in dem Gedicht von Francisco Tanzer, das im Stück rezitiert wird. Und der Klang des Ensembles erinnert durch veränderte Spieltechniken an fernöstliche Instrumente. Verschlüsselte Botschaften, Momentaufnahmen und Miniaturdramen versammelt der Ungar György Kurtág in seiner Werkreihe Signs, Games and Messages. Für den fulminanten Abschluss aber sorgt der vor genau hundert Jahren geborene Luciano Berio mit Naturale, das den Untertitel «Tänzerische Handlung» trägt. Berio koppelt hier die Bratsche mit Tamtam, Schellen, Rototoms, Marimba — und der rauen Naturstimme eines sizilianischen Sängers, der Volksweisen vorträgt.
Der weltberühmte Konzertsaal besticht durch seine einzigartige Akustik. Vom New Yorker Russell Johnson konzipiert, ist unter anderem das optimale Raumverhältnis 1:1:2 für den perfekten Klang verantwortlich. Auch die rund 24’000 quadratischen Gips-Reliefs mit einer Kantenlänge von 20cm sind ein akustisches Element. Im architektonisch atemberaubenden Saal werden Konzertveranstaltungen zu ganz besonderen Erlebnissen.